Werk.

11.04.2015 · Novelle.

Diese miese Krise.

Die Welt. 11.04.2015

Kein Geld, keine Würde. Eine griechische Fortsetzungsgeschichte.

Von Marlene Streeruwitz als Nelia Fehn

Wie alle wahren oder doch wenigstens wahrhaftigen Geschichten ist auch diese etwas kompliziert. Nein, die Rede ist nicht – jedenfalls noch nicht – von der Griechenland-Krise. Die Rede ist von Nelia Fehn, Jahrgang 1993, die mit gerade einmal 20 Jahren beinahe den Deutschen Buchpreis gewonnen hätte – die nötigen Einzelheiten dieser fiktiven Jungliteratinnenkarriere lassen sich Marlene Streeruwitz‘ Roman „Nachkommen.“ entnehmen, für den die Autorin (Marlene Streeruwitz) nicht nur Nelia Fehn, sondern auch Nelia Fehns ersten Roman erfunden hat, der „Die Reise einer jungen Anarchistin nach Griechenland“ heißt und ein „wütendes Plädoyer gegen die Diktatur des Geldes und das Bekenntnis einer mutigen Gerechtigkeitsfanatikerin“ sein soll. Streeruwitz aber hat dieses romanhafte Plädoyer nicht nur erfunden, sie hat es auch, Wort für Wort, geschrieben: Im vergangenen Jahr ist es bei S. Fischer erschienen – und endet nicht gerade gut: Marios, Nelias griechischem Geliebten, sind bei einer Demonstration in Athen beide Füße zertrümmert worden – eigentlich wollte Nelia mit dem Buchpreis-Geld, wie wir aus „Nachkommen.“ wissen, die nötige Operation bezahlen. Jetzt ist Nelia sozusagen zurück in der Wirklichkeit. Und die Geschichte geht weiter. (Die Welt)